Der innere Schweinehund

Was steckt eigentlich hinter diesem inneren Schweinehund und was will er von uns?

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Am Anfang direkt ein Geständnis: Ich bin ja eher bequem. Dazu passend das heutige Thema, der innere Schweinehund – den es ja gar nicht wirklich gibt. Trotzdem kennen wir sie alle, die innere Stimme, die uns oft davon abhält das zu machen, was wir uns vorgenommen haben. Ich höre sie oft, wenn ich mich bewegend betätigen soll, wortwörtlich aktiv werden soll. „Ach komm, du kannst doch noch ein paar Minuten liegenbleiben, das schadet doch niemandem“, „Es ist auch OK, sich mal nicht zu bewegen“, „Es ist auch so anstrengend, sich zu bewegen.“ Kommt ein Ball ins Spiel oder mein Hund bin ich zwar motivierter und doch ist Bewegung einfach nicht meine Leidenschaft.

Ich glaube, du kennst das auch, dass du in bestimmten und immer wieder in denselben Bereichen deines Lebens diese innere Stimme wahrnimmst, die dich fragt „ach, muss das echt sein?“

Forschung auf der Suche nach dem Schweinehund

Gerade weil wir diese Stimme alle kennen, haben sich auch schon verschiedene Forscher mit dem Thema beschäftigt. Zum Beispiel der Wirtschaftspsychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman. Er fand heraus, dass es sich dabei nicht um eine innere Stimme handelt, sondern dass ein Teil unseres Gehirns diese Gedanken in unser Bewusstsein schickt. Er unterscheidet rationale und intuitive Teile unseres Gehirns und gerade der intuitive Teil ist in der Lage uns stark an dem, was wir rational erreichen wollen, zu hindern.

Das kennst du vielleicht, wenn es dir auch schon mal passiert ist, dass du in einem Laden warst, indem du etwas gesichtet hast, das dir gefiel. Vielleicht hat der rationale Anteil deines Gehirns eingegriffen und du hast festgestellt, dass du das eigentlich nicht brauchst, es nicht nutzen wirst oder schon etwas ähnliches besitzt. Vielleicht bist du danach in ein Café gegangen und dieses Produkt ist dir trotzdem nicht aus dem Kopf gegangen. Du hast dich gesehen, wie du das Produkt benutzt und dir ist Argument um Argument eingefallen, warum du es doch unbedingt brauchst. Schlussendlich bist du zurückgekehrt und hast das Produkt gekauft. In diesem Beispiel hat dir der intuitive Teil deines Gehirns einen Streich gespielt.

Mächtige Intuition

Daran sieht man, dass dieser Teil unseres Gehirns große Macht über unsere Entscheidungen hat. Das hat auch der Forscher Steven Reiss erkannt. Zeitlebens forschte er zum Thema, was Menschen motiviert und fand heraus, dass die Menschen von 16 Grundbedürfnisse geleitet werden – manche davon mehr und manche davon weniger. Das ist vom Menschen zum Menschen tatsächlich unterschiedlich. Warum ist es interessant, sich damit zu beschäftigen? Weil diese Grundbedürfnislage am Ende des Tages Entscheidungen für uns trifft, sie füttert im Grunde den intuitiven Anteil unseres Gehirns.

Je nachdem, welche Grundbedürfnislage vorliegt, kommt also immer wieder diese innere Stimme vorbei, hält uns von etwas ab oder bringt uns zu etwas, das wir rational anders entschieden haben. Sie sind wie ein innerer Kompass, nachdem wir handeln. Und das ist uns meistens nicht bewusst. Stattdessen glauben wir, dass wir uns ganz rational Ziele setzen und diese umsetzen können – aber das ist in Wirklichkeit nur die halbe Wahrheit. Eigentlich sind wir unterbewusst von unseren Grundbedürfnissen gesteuert, gegen die wir, wenn wir sie nicht kennen, ständig ankämpfen und somit immer wieder vom inneren Schweinehund aufgesucht werden.

Reiss Motivation Profile

Um die eigenen Grundbedürfnisse herauszubekommen, hat Steven Reiss einen Test – das Reiss Motivation Profile – entwickelt. Als ich ihn gemacht habe, kam bei mir raus, dass das Grundbedürfnis „Bewegung“ bei mir eher schwach ausgeprägt ist. Ich bin also niemand, der selbstständig nach Bewegung sucht. Menschen mit einem stark ausgeprägten Bedürfnis nach Bewegung erkennst du zum Beispiel daran, wenn sie im Seminar um 15 Uhr stöhnen: „Boa, ich sitze hier schon den ganzen Tag, ich muss mich mal bewegen“. Ich dagegen muss mich nach dem Seminar dazu zwingen, mich zu bewegen, weil der Tag schon so anstrengend genug für mich war.

Ein anderes Beispiel ist das Thema Aufräumen. Ist es dir auch schon mal passiert, dass du den Keller aussortieren wolltest und am Ende doch das meiste wieder behalten hast? Kennst du die innere Stimme, die dir sagt „das kannst du bestimmt nochmal gebrauchen“, auch wenn du es schon 10 Jahre nicht benutzt hast? Dann sag Hallo zu deinem stärker ausgeprägten Grundbedürfnis „Sparen“.

Oder du bist ein Mensch, der zurückgezogen lebt und gern für sich ist. In Gesellschaft kann es vorkommen, dass du denkst „Puh, ich wäre jetzt gern allein und hätte meine Ruhe“. Das kommt hoch, weil du ein starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Freiraum hast, die du dir vielleicht zu wenig zugestanden hast. Der intuitive Teil des Gehirns will dir dann signalisieren, dass du diesem Grundbedürfnis mehr nachgeben solltest, damit du Gesellschaft wieder genießen kannst.

Leb nach deinen Bedürfnissen

Das sind nur ein paar und echt wenige Beispiele dafür, warum es wichtig ist, die eigenen Grundbedürfnisse zu kennen und zu wissen, was einen motiviert und was nicht. Ich selbst dachte immer, dass ich gern eine High Level Führungskraft wäre. Nur habe ich auf dem Weg dahin über mich gelernt, dass ich zwar gerne führe, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Bedeutet, dass die Tatsache, wenn Leute tun, was ich ihnen sage, mich nicht so sehr befriedigt. Mein Bedürfnis ist eher, sie zu beraten, damit sie ihren eigenen Weg gehen können. Meine Leidenschaft, andere zu begleiten ist also wesentlich höher, als die, dass andere machen, was ich sage. Solange ich diesem Bedürfnis folge, kommt auch kein innerer Schweinehund bei mir vorbei, der mir zuflüstert, ich solle doch mal was anderes machen.

Das heißt in der Konsequenz, je besser du deine Grundbedürfnislage kennst, umso mehr lebst du entsprechend und desto weniger Zeit verplemperst du damit, dich mit diesen inneren Stimmen auseinanderzusetzen, statt mit dem, was du tun möchtest, was für dich wichtig ist. Das Reiss Motivation Profile ist demnach eine tolle Möglichkeit, um sich über die eigenen Grundbedürfnisse klar zu werden und dazu ins Gespräch zu kommen, damit du dich weniger aufhältst oder weit weg von deinen Bedürfnissen lebst.

Ich würde mich freuen, wenn du dich meldest, um mit mir über deine Grundbedürfnisse zu sprechen. Zudem können wir uns darüber austauschen, wie du diese viel besser leben und dich dadurch freier und klarer fühlen kannst. Also, wenn du Lust hast, melde dich gerne bei mir, ich freue mich!