Meditation – nur eine Modeerscheinung?

Warum auch du Meditation für dich entdecken solltest.

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Ein Thema, um auf Kurs zu bleiben, das in letzter Zeit wirklich in Mode gekommen ist, ist Meditation. Viele verbinden damit in erster Linie Entspannung, ruhig sein, ruhig werden und in sich gehen. Das kann alles sein – wobei, ich kann euch sagen: Ich selbst praktiziere seit vielen Jahren Meditation und es hat für mich meist wenig mit Ruhe und Entspannung zu tun. Es ist meistens laut, weil die inneren Stimmen einfach nicht still werden wollen und sich gerade dann zeigen. Wenn man sich fokussiert, wenn man abstellt und wenn man zur äußeren Ruhe kommt, dann wird es innen meistens sehr lebendig.

 

Die Meditationspraxis

Der Sinn von Meditation ist die Verbundenheit zu stärken. Die Verbundenheit mit sich, die Verbundenheit mit der Welt, mit anderen Menschen und die Verbundenheit mit etwas Höherem, etwas Allumfassenden – etwas, das größer ist als das, was wir verstehen, wo wir an die Grenzen unserer Machbarkeit stoßen.

In der christlichen Tradition wird das Gott genannt, man kann es aber auch ganz anders nennen. In manchen Meditationsformen ist diese spirituelle Bezeichnung auch rausgenommen worden und es wird nur noch von Achtsamkeit oder technisierten Varianten wie Mind Based Stress Reduction (MBSR) gesprochen, das ist alles möglich. Man kann dem Kind verschiedene Namen geben.

Meditationspraxis ist eine ganz alte und über Jahrtausende gewachsene Form um letzten Endes in eine innere Freundschaft zu kommen. Und wie viel man spirituell dabei tut oder nicht, spielt eigentlich nicht die entscheidende Rolle. Entscheidend ist die Meditationspraxis und da kann ja mittlerweile jeder und jede wählen, was ihm oder ihr am nächsten ist. Ich selbst bin als christlich geprägter Mensch in der Mediationspraxis des Herzensgebetes ausgebildet und bin Mediationslehrer.

 

Warum solltest du meditieren?

Weil Meditation so einen Boom erlebt hat, ist sie natürlich zu einem Forschungsgegenstand geworden und wurde mehr und mehr untersucht. Man fand heraus, dass Meditation eine heilende Kraft für Körper, Seele und Gesundheit mit sich bringt, und das ist nicht nur in Befragungen oder in Meinungen geäußert worden, sondern wurde auch mit MRT und in wissenschaftlichen Experimenten nachgewiesen.

Es wurde ebenfalls herausgefunden, dass Meditation unser Schmerzempfinden beeinflusst. In unserem Gehirn gibt es zwei Areale, die für Schmerzempfinden verantwortlich sind. Vielleicht hast du schon mal davon gehört, dass Schmerz immer auch einen subjektiven Anteil hat. So ist das eine Areal für körperliche Wahrnehmung von Schmerz verantwortlich, das andere für das Gefühl, das daraus entsteht. Zwei Vergleichsgruppen wurden in einem Experiment Schmerzen zugefügt. Die Menschen, die in einer täglichen Meditationspraxis verankert waren, spürten zwar den gleichen Schmerz und hatten ebenfalls das gleiche Schmerzempfinden, sie schenkten dem Schmerz allerdings weniger Bedeutung, sodass sie viel ruhiger und gelassener waren.

In einem anderen Experiment wurde eine Gruppe von Menschen vor eine Kommission gesetzt, die die Aufgabe hatte, Desinteresse zu zeigen. Die Vergleichsgruppen bestanden aus Menschen, die nicht meditierten und Menschen, die die Zen-Meditation praktizierten. Die nicht-meditierende Gruppe reagierte heftig emotional auf das Desinteresse der Kommission. Die Meditierenden schütteten im Vergleich wesentlich weniger Cortisol aus und waren weniger berührt davon.

Als ich das las, dachte ich direkt an Online Konferenzen. Oft habe ich den Eindruck, dass dort desinteressierte Menschen sitzen – ich weiß nicht, ob das stimmt, aber das ganze Format suggeriert es. Man schaut sich nicht direkt in die Augen, manchmal schauen Menschen zur Seite oder weg und das irritiert. Wenn die Internetleitung sehr schlecht ist, frieren die Gegenüber auch noch ein – das alles wirkt wahnsinnig desinteressiert. Ich erlebe bei mir selbst, dass es mir hilft, nach solchen Konferenzen zu meditieren und meine Gedanken wieder zu fokussieren. Es hilft mir, mit diesem nicht wirklich fassbaren Gefühl, das einfach anstrengend ist, umzugehen. Zu meditieren und darüber wieder eine gewisse Ruhe, innere Ausgeglichenheit und Verbundenheit zu spüren, ist nach solchen Erfahrungen sehr hilfreich. Videokonferenzen machen Wege kürzer, sparen Kosten ein und vieles mehr – aber man hat weitaus weniger das Gefühl von Verbundenheit.

 

Wie meditiert man denn?

Meditation ist also dafür da, Menschen zu heilen, ihnen mehr Orientierung zu geben, sie Verbundenheit erleben zu lassen und damit sie erkennen, dass es vielleicht etwas Größeres gibt, als sie im Moment darstellen. Aber: Wie meditiert man denn? Das kann man in vielen Büchern nachlesen und es gibt Meditationskurse – ich biete selbst einen unter dem Titel „Weil es mir gut tut“ an. Es gibt viele geleitete Meditationen, in denen die ganze Zeit jemand spricht und in denen es um Themen geht wie zum Beispiel Angst.

Ich selbst bevorzuge meditieren als „in Ruhe sitzend“. Alternativ kann man auch gehen. Jeder Mensch muss für sich herausfinden, „was tut mir wirklich gut“. Manche können gut sitzen, andere halten das nicht aus. Gerade psychisch erkrankte Menschen werden Schwierigkeiten haben, in Ruhe zu sitzen. Das Gehen ist eine gute Alternative, um zu meditieren. Dabei aber bitte nichts auf den Ohren haben, sondern wirklich die Verbundenheit mit der Natur spüren und getreu dem Motto handeln: Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich.

 

Der Gong

Eine weitere Empfehlung ist ein Gong – der Klang kann von einer App, einer Klangschale, einer Klingel oder etwas Ähnlichem kommen – aber nutze etwas, womit du den Anfang und das Ende der Meditation markierst. Wer eine App nutzt, achte darauf, dass der Timer liebevolle Verbundenheit und Freundschaft signalisiert, sodass man während der Meditation nicht innerlich mit der Zeit beschäftigt ist.

 

Regelmäßigkeit

Die Regelmäßigkeit ist nicht zu verachten in der Meditation. Damit du in eine Regelmäßigkeit kommst, hänge die Meditation an eine gewohnte Alltäglichkeit. Zum Beispiel „ich putze mir nicht die Zähne, bevor ich nicht meditiert habe“ oder „ich frühstücke nicht, bevor ich nicht meditiert habe“ oder „ich verlasse das Haus nicht, bevor ...“ oder, oder, oder – das ist eine große Hilfe, um in eine Routine zu kommen.
 

Nicht zu viel vornehmen

Natürlich kann man 30 Minuten meditieren, aber 10 Minuten gut und in Ruhe sitzen, hat vielleicht einen höheren Wert und bringt dich der Verbundenheit, Freundschaft und der Welt deutlich näher, als ein übertriebenes Maß, das dich anstrengt und beansprucht.

Regelmäßige Meditation hilft dir, auf Kurs zu bleiben – probiere es aus.