Menschen brauchen Menschen – auch im Homeoffice

Frank Ertel rät Führungskräften, auch an die persönliche Bestätigung ihrer Mitarbeiter im Homeoffice zu denken

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Corona-Pandemie und Lockdown – viele Menschen arbeiten aktuell von zu Hause aus. Ein Geschehen, welches nun oft vorkommt: Ein Mitarbeiter ruft aus dem Homeoffice an und fragt nach dem aktuellen Stand. Eine klare Situation, wie es scheint. Der Mitarbeiter will informiert sein. Aber ist das wirklich alles?

Frank Ertel, Ratgeber und Vertrauter, weiß, es steckt mehr dahinter. Dem Mitarbeiter geht es noch um etwas anderes. Ihm fehlt das Zwischenmenschliche, das „Hallo“ am Morgen, genauso wie der kurze Plausch an der Kaffeemaschine. Damit ist jedoch nicht nur der SmallTalk gemeint, auch Blicke, das Dasein, sich dazugehörig fühlen.
Dies bewegt die Mitarbeiter mehr als man gemeinhin denkt, weiß Frank Ertel: „Fühlen Menschen sich nicht mehr gesehen, beeinflusst sie das enorm. Es geht dabei nicht um die optische Wahrnehmung. Der Mensch möchte als Ganzes wahrgenommen werden, er möchte ein Feedback.“
Hiermit ist jedoch nicht eine Rückmeldung oder ein Kommentar gemeint. Frank Ertel übersetzt den Begriff in diesem Kontext mit „Rückfütterung“.  Dieser Deutung zufolge ist das direkte Gegenüber, der Blick, die Wahrnehmung und das direkte Ansprechen eines Menschen, auch eineRückfütterung“ an die Seele der Mitarbeiter. „Diese Bestätigung benötigt jeder, um sich zu fühlen und um zu wissen, wo man steht und woran man gerade ist“, so der Ratgeber Frank Ertel.

Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die sich nie gesehen fühlen, sich schnell übergangen fühlen und sogar tatsächlich übergangen werden. Diese Situation, das Gefühl, nicht gesehen zu werden, betrifft auch Führungskräfte. Sind sie zum Beispiel in einer fremden Stadt unterwegs und fragen nach dem Weg, dann wollen sie wissen, wo es langgeht. Doch in dieser Fragestellung schwingt noch etwas anderes mit. Oft ist es Unsicherheit, nicht zu wissen, wo es gerade langgeht, Orientierungslosigkeit, vielleicht sogar Verzweiflung.

Betreffen diese Unsicherheiten die Mitarbeiter, ist das für Führungskräfte nur dann wahrzunehmen, wenn sie direkten Kontakt zu ihren Mitarbeitern haben. In der gegenwärtigen Situation ist das nicht möglich. Die Anforderungen an Führungskräfte sind aktuell daher ganz andere als zu Zeiten mit direktem Kontakt im Büro oder an der Arbeitsstätte.

Führungskräfte tragen eine hohe Verantwortung, auch auf dieser Ebene sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter eine Rückmeldung bekommen. Frank Ertel rät: „Achten Sie darauf, wenn ein Mitarbeiter nur mal nach dem Stand des Projektes fragen will. Sehr sicher will er gesehen werden, Sichtbarkeit für sich erzeugen, denn Menschen brauchen Menschen.“